Was heißt keine Funktion?
Er kann innerhalb der Katholischen Kirche alles festlegen wozu er lustig ist. Das mag vielleicht einige hier nicht betreffen, aber es ist ja wohl eindeutig eine Art von Funktion und doch mehr als nur ein Symbol. So'n Papst betet schon viel... wenn er wollte könnte er aber ebenso festlegen wer wann wie zu mitzubeten hat.
Natürlich wird er von den Kardinälen gewählt, jedoch gibt er danach allein den Kurs vor. Er gilt ja in der Kirche als theoretisch unfehlbar; das heißt: egal was die Kurie und sonstwer meint, der Papst hat Recht.
Praktisch gesehen gibt es natürlich aktivere und inaktivere Päpste, doch grundsätzlich ist die Macht des Papstes enorm. Wenn er nun betet, dann macht er das, weil er meint, dass es gut für die Kirche wäre, wenn das Oberhaupt der Kirche eben betet. Und keiner kann ihm dabei reinreden.
Neben dieser Art der Macht besteht natürlich auch ein großer Einfluß, den der Papst ausüben kann. So hat Johannes Paul II. den Zerfall des Kommunismus in Europa sehr stark mitbeeinflußt; einfach indem er seinen Landsleuten ein paar nette Worte gesagt hat und ihnen ein wenig was vorgebetet hat.
Und... Ratzinger mag vielleicht als sehr konservativ gelten, aber er ist auch nicht konservativer als sein Vorgänger.
Er hat nur ein ziemlich schlechtes Image hierzulande (komischerweise sind es immer die Deutschen die sich am meisten über die Deutschen beschweren), da er der im Vatikan war, der für die unpopulären Angelegenheiten zuständig war. Dazu gehört eben auch seine ehemalige Stellung als "Großinquisitor". In dieser Stellung stand er einem großen Haufen alter Akten vor... Es hört sich manchmal grad so an, als ob noch heutzutage im Keller des Vatikans Ungläube auf Streckbänke geschnallt werden.
Dass sich die Kirche jeglicher Verantwortung entzieht, ist so auch nicht richtig. Bestes Beispiel ist hierfür wohl Papst Johannes Paul II. ...
Stellung nehmen kann auch nicht bedeuten, dass sich der Papst 4000 Jahre lang in die Ecke stellen muss als Wiedergutmachung für Dinge, die nicht wieder gutgemacht werden können. Mit unserem Land und dessen Vergangenheit ist es doch eine sehr ähnliche Situation.
Von der Einstellung her wird Ratzinger Johannes Paul II. wohl sehr nahe stehen, wie er ihm ja auch persönlich sehr nahe stand.
Man kann sich aber auch nicht sicher sein, ob das nun weiter so bleibt. In seiner Jugend gehörte er noch zu der Gruppe der Reformer um das 2. Vatikanische Konzil, bevor später die Kertwende kam.
Dass nur alte Säcke gewählt werden und dass langen Amtszeiten kürzere folgen sollen... Das ist wohl Tradition.
So'n Papst gibt sein Amt eben erst zusammen mit dem Löffel ab und wenn man 'nen jungen nimmt, kann's 'ne Zeit dauern bis man mal wieder einen andren ausprobieren kann. Das ist eben der Unterschied zu weltlichen Amtsträgern.
Noch ist der Mann ja fit. Für ein paar Jährchen wird er schon herhalten.
Vielleicht wird er ja auch 96...
Was Kardinal Ratzinger der Kirche Gutes und Schlechtes gebracht hat, ist eine Ansichtssache. Es gibt genug Leute die seine Verdienste auch würdigen.
Was Papst Benedikt XVI. der Kirche Gutes und Schlechtes bringen wird... Das werden wir erst noch sehen müssen. Das lässt sich nach 2 Tagen kaum beurteilen, oder?
Ich für meinen Teil bin erstmal stolz, dass mein Geburtsort und der des neuen Papstes nur 15 Minuten auseinander liegen.
