Stromausfall stürzt den Nordosten Amerikas ins Chaos
Verfasst: 15 Aug 2003, 10:41
Stromausfall stürzt den Nordosten Amerikas ins Chaos
New York (Reuters) - Einer der größten Stromausfälle in der Geschichte Nordamerikas hat am Donnerstag kurz nach 16.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) mehrere Metropolen im Nordosten der USA und Teile Kanadas ins Chaos gestürzt. Millionen Menschen waren stundenlang ohne Strom. U-Bahnen blieben stehen, Aufzüge steckten fest. In New York wurden Erinnerungen an die Anschläge vom 11. September 2001 wach. US-Präsident George W. Bush schloss einen Anschlag oder Sabotage aus. Die Ursache für den Ausfall war zunächst unklar.
Auch Stunden nach dem Stromausfall waren in der Nacht nach Angaben des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg Manhattan und Staten Island noch nicht wieder ans Stromnetz angeschlossen. Die New Yorker Börse kündigte an, am Freitag wie gewohnt öffnen zu wollen. Händler sagten angesichts des Stromausfalls fallende Kurse voraus.
Der New Yorker Gouverneur George Pataki verhängte den Notstand über den Bundesstaat. Rund die Hälfte der 19 Millionen Einwohner des Staates New York seien ohne Strom. Bush sagte vor Journalisten am Rande eines Besuches in Kalifornien: "Eines kann ich sicher sagen, das war kein Terroranschlag." In den vergangenen Tagen hatte es mehrere Warnungen vor Anschlägen gegeben. Bush kündigte eine Untersuchung an und versprach, dass so etwas nicht wieder passieren werde. "Wir bewältigen langsam, aber sicher dieses massive nationale Problem." Er sei zuversichtlich, dass die Stromversorgung bald wieder funktionieren werde.
ATOMKRAFTWERKE ABGESCHALTET, FLUGVERKEHR EINGESTELLT
Über die Ursache des Stromausfalls gab es unterschiedliche Angaben. Nachdem eine Sprecherin des kanadischen Ministerpräsidenten Jean Chretien zunächst davon gesprochen hatte, ein Blitzschlag habe ein Kraftwerk in der Nähe von Niagara Falls im US-Bundesstaat New York getroffen, teilte Chretiens Büro später mit, die Ursache sei in einem Atomkraftwerk im US-Bundesstaat Pennsylvania zu suchen. Die Versorgungsunternehmen selbst teilten mit, vermutlich sei dies der größte Stromausfall in der Geschichte Nordamerikas. Genaue Zahlen lägen aber noch nicht vor. Offenbar habe es bei der Hochspannungs-Übertragung zwischen Kanada und den USA einen Fehler gegeben. Den Angaben zufolge wurden neun Atomkraftwerke in vier US-Bundesstaaten geschlossen.
Der Stromausfall betraf auch die Auto-Städte Detroit und Cleveland, wo die Produktion der größten Autohersteller der Welt, General Motors und Ford, zeitweise unterbrochen wurden. Der Flugverkehr von und nach New Yorks war zeitweise lahm gelegt.
VERKEHRSCHAOS IN MANHATTAN - PLÜNDERUNGEN IN OTTAWA
In New York saßen zur Hauptverkehrszeit am späten Nachmittag Tausende von Menschen in U-Bahnen fest. Der Straßenverkehr kam zum Erliegen, Ampeln fielen aus. Millionen Menschen verließen die Bürohochhäuser und machten sich bei Temperaturen von mehr als 33 Grad zu Fuß auf den Weg nach Hause. Alle sind einfach ausgeflippt", beschrieb eine Krankenschwester die Reaktionen, als der Strom ausfiel. "Plötzlich denkt man an den 11. September." Eine andere Frau berichtete, sie sei auf dem Dach des Empire State Building gewesen. "Wir mussten 86 Treppen nach unten laufen. (...) Ich musste immer an die Zwillingstürme denken, und wie ich nach unten kommen würde, aber alle blieben ruhig."
Die New Yorker Polizei beorderte alle Beamten zum Dienst und postierte Wachen an Banken und Geldautomaten. Letztere funktionierten allerdings nicht mehr. "Wir haben keine Fälle von Plünderungen, aber wir sind zu beschäftigt, um jeden Kleindiebstahl zu verfolgen", sagte ein Polizeisprecher. Während Stromausfällen in den Jahren 1977 und 1965 hatten Plünderer Millionenschäden angerichtet. Erste Plünderungen wurden aber in der Nacht aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa gemeldet.
New Yorks Bürgermeister Bloomberg zeigte sich zuversichtlich, dass sich Situation in der Stadt am Freitag wieder normalisieren werde. Ansonsten bemühte er sich um Gelassenheit: "Tun Sie einfach so, als wäre das ein Schnee-Tag." Im Winter kommt das öffentliche Leben in New York bei Schneestürmen regelmäßig zu erliegen, was die New Yorker aber recht gelassen nehmen. In der City Hall, wo ein Notstromaggregat für Licht sorgte, fügte Bloomberg hinzu: "Schauen Sie aus dem Fenster, hören Sie Radio. Und es wäre nicht die schlechteste Idee, einen Tag frei zu nehmen."
FALLENDE KURSE AN DER BÖRSE ERWARTET
Bevor die New Yorker U-Bahnen wieder verkehren könnten, müsse das System überprüft werden, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft. "Wir brauchen eine Weile, bis wir alle Signale, die Relais und Weichen überprüft haben (...) Man kann nicht einfach den Schalter umlegen." Auch die Mobilfunknetze waren am Abend überlastet und brachen zeitweise zusammen.
Die New Yorker Börse, die zum Zeitpunkt des Stromausfalls bereits geschlossen hatte, will am Freitag zur gewohnten Zeit den Handel wieder aufnehmen. Es seien keine Daten der Handelssitzung vom Donnerstag verloren gegangen, sagte ein Sprecher der Börse. Die Terminkontrakte deuteten auf eine schwächere Eröffnung der US-Aktienmärkte. Wenn am Freitag alles wieder funktioniere, werde der Stromausfall keine größeren Folgen haben, sagte die Vermögensverwalterin Janna Sampson von OakBrook Investments. "Je länger es dauert, umso schlimmer wird es. Dann bekommt man Liquiditätsprobleme, weil man kein Geld mehr bewegen kann."
New York (Reuters) - Einer der größten Stromausfälle in der Geschichte Nordamerikas hat am Donnerstag kurz nach 16.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) mehrere Metropolen im Nordosten der USA und Teile Kanadas ins Chaos gestürzt. Millionen Menschen waren stundenlang ohne Strom. U-Bahnen blieben stehen, Aufzüge steckten fest. In New York wurden Erinnerungen an die Anschläge vom 11. September 2001 wach. US-Präsident George W. Bush schloss einen Anschlag oder Sabotage aus. Die Ursache für den Ausfall war zunächst unklar.
Auch Stunden nach dem Stromausfall waren in der Nacht nach Angaben des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg Manhattan und Staten Island noch nicht wieder ans Stromnetz angeschlossen. Die New Yorker Börse kündigte an, am Freitag wie gewohnt öffnen zu wollen. Händler sagten angesichts des Stromausfalls fallende Kurse voraus.
Der New Yorker Gouverneur George Pataki verhängte den Notstand über den Bundesstaat. Rund die Hälfte der 19 Millionen Einwohner des Staates New York seien ohne Strom. Bush sagte vor Journalisten am Rande eines Besuches in Kalifornien: "Eines kann ich sicher sagen, das war kein Terroranschlag." In den vergangenen Tagen hatte es mehrere Warnungen vor Anschlägen gegeben. Bush kündigte eine Untersuchung an und versprach, dass so etwas nicht wieder passieren werde. "Wir bewältigen langsam, aber sicher dieses massive nationale Problem." Er sei zuversichtlich, dass die Stromversorgung bald wieder funktionieren werde.
ATOMKRAFTWERKE ABGESCHALTET, FLUGVERKEHR EINGESTELLT
Über die Ursache des Stromausfalls gab es unterschiedliche Angaben. Nachdem eine Sprecherin des kanadischen Ministerpräsidenten Jean Chretien zunächst davon gesprochen hatte, ein Blitzschlag habe ein Kraftwerk in der Nähe von Niagara Falls im US-Bundesstaat New York getroffen, teilte Chretiens Büro später mit, die Ursache sei in einem Atomkraftwerk im US-Bundesstaat Pennsylvania zu suchen. Die Versorgungsunternehmen selbst teilten mit, vermutlich sei dies der größte Stromausfall in der Geschichte Nordamerikas. Genaue Zahlen lägen aber noch nicht vor. Offenbar habe es bei der Hochspannungs-Übertragung zwischen Kanada und den USA einen Fehler gegeben. Den Angaben zufolge wurden neun Atomkraftwerke in vier US-Bundesstaaten geschlossen.
Der Stromausfall betraf auch die Auto-Städte Detroit und Cleveland, wo die Produktion der größten Autohersteller der Welt, General Motors und Ford, zeitweise unterbrochen wurden. Der Flugverkehr von und nach New Yorks war zeitweise lahm gelegt.
VERKEHRSCHAOS IN MANHATTAN - PLÜNDERUNGEN IN OTTAWA
In New York saßen zur Hauptverkehrszeit am späten Nachmittag Tausende von Menschen in U-Bahnen fest. Der Straßenverkehr kam zum Erliegen, Ampeln fielen aus. Millionen Menschen verließen die Bürohochhäuser und machten sich bei Temperaturen von mehr als 33 Grad zu Fuß auf den Weg nach Hause. Alle sind einfach ausgeflippt", beschrieb eine Krankenschwester die Reaktionen, als der Strom ausfiel. "Plötzlich denkt man an den 11. September." Eine andere Frau berichtete, sie sei auf dem Dach des Empire State Building gewesen. "Wir mussten 86 Treppen nach unten laufen. (...) Ich musste immer an die Zwillingstürme denken, und wie ich nach unten kommen würde, aber alle blieben ruhig."
Die New Yorker Polizei beorderte alle Beamten zum Dienst und postierte Wachen an Banken und Geldautomaten. Letztere funktionierten allerdings nicht mehr. "Wir haben keine Fälle von Plünderungen, aber wir sind zu beschäftigt, um jeden Kleindiebstahl zu verfolgen", sagte ein Polizeisprecher. Während Stromausfällen in den Jahren 1977 und 1965 hatten Plünderer Millionenschäden angerichtet. Erste Plünderungen wurden aber in der Nacht aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa gemeldet.
New Yorks Bürgermeister Bloomberg zeigte sich zuversichtlich, dass sich Situation in der Stadt am Freitag wieder normalisieren werde. Ansonsten bemühte er sich um Gelassenheit: "Tun Sie einfach so, als wäre das ein Schnee-Tag." Im Winter kommt das öffentliche Leben in New York bei Schneestürmen regelmäßig zu erliegen, was die New Yorker aber recht gelassen nehmen. In der City Hall, wo ein Notstromaggregat für Licht sorgte, fügte Bloomberg hinzu: "Schauen Sie aus dem Fenster, hören Sie Radio. Und es wäre nicht die schlechteste Idee, einen Tag frei zu nehmen."
FALLENDE KURSE AN DER BÖRSE ERWARTET
Bevor die New Yorker U-Bahnen wieder verkehren könnten, müsse das System überprüft werden, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft. "Wir brauchen eine Weile, bis wir alle Signale, die Relais und Weichen überprüft haben (...) Man kann nicht einfach den Schalter umlegen." Auch die Mobilfunknetze waren am Abend überlastet und brachen zeitweise zusammen.
Die New Yorker Börse, die zum Zeitpunkt des Stromausfalls bereits geschlossen hatte, will am Freitag zur gewohnten Zeit den Handel wieder aufnehmen. Es seien keine Daten der Handelssitzung vom Donnerstag verloren gegangen, sagte ein Sprecher der Börse. Die Terminkontrakte deuteten auf eine schwächere Eröffnung der US-Aktienmärkte. Wenn am Freitag alles wieder funktioniere, werde der Stromausfall keine größeren Folgen haben, sagte die Vermögensverwalterin Janna Sampson von OakBrook Investments. "Je länger es dauert, umso schlimmer wird es. Dann bekommt man Liquiditätsprobleme, weil man kein Geld mehr bewegen kann."