Francis hat geschrieben:
Ich hatte eine Probe woche bevor ich eingestellt wurde, und die Lief so gut das ich am zweiten Tag vom Chef das Okay bekommen hab und er einen Vertrag für eine Festanstellung bis zum Ausbildungsbeginn und dann einen Ausbildungsvertrag aufgesetzt hat.
Also aus meiner sicht als Angestellter kann ich einerseits die probezeit nachvollziehen, andererseits tut sie ganz klar einer Fraktion unrecht, und zwar der Fraktion von Arbeitslosen die dringend arbeiten wollen und auch Elan mitbringen.
Gut, dann formuliere ich es um: Wenn eine Firma im großen Stil temporär im Weihnachtsgeschäft für max. 8 Wochen hunderte oder tausende Arbeitslose für die allersimpelsten Tätigkeiten einstellt,
für die man nur lesen und greifen und mit Klebeband umgehen muss (ich übertreib jetzt mal die Einfachheit und möchte niemanden abwerten, der nur Päckchen packt), d.h die Einlernzeit beträgt 1-2 Stunden
und diese Firma die Leute nach Weihnachten sowieso kapazitätsbedingt wieder entläßt, dann machen 2 Wochen unbezahlte Einfacharbeit keinen Sinn bzw. verfolgt nicht im Ansatz den Sinn eines Erprobens einer neuen Person vor einer möglichen Festeinstellung.
Deinen Job mit einer Packaushilfe zu vergleichen, funktioniert nicht. Ich gehe auch davon aus, dass ihr in eurer Firma nicht hunderte neue ungelernte Arbeiter pro Monat einstellt.
Probearbeiten macht natürlich immer Sinn, wenn es auch wirklich der Erprobung dient und nicht mißbraucht wird.
DragonSlayer hat geschrieben:
Meine Vater hat in der Zeit schön weiterverdient. Da meine Eltern zu dem Zeitpunkt jedoch schon getrennt gelebt haben hat das jedoch keinen Unterschied gemacht.
Ich hoffe mal, sie hatte in der Zeit noch ausreichend Ansprüche auf Arbeitslosengeld, sprich hat schon davor für längere Zeit gearbeitet oder dein Vater war solange unterhaltspflichtig. Bevor sie aus ihrer Wohnung hätte ausziehen müßen, weil die ARGE ihr die Zahlungen radikal gekürzt hätte, hätte sie vielleicht auch die Kackjobs zumindest teilweise angenommen.
DragonSlayer hat geschrieben:
Ich sehe das wie Francis. Bei uns kommen Leute auch eine ganze Woche zum Probearbeiten. Das ist mittlerweile aber auch wirklich nötig, denn einige, die beim Vorstellungsgespräch einen tollen Eindruck machen, entpuppen sich beim Tagesgeschäft als unfähige Pfeiffen.
Siehe Antwort an Francis weiter oben. Du mußt zwischen deiner IT Firma und einfachsten Fließbandtätigkeiten unterscheiden, für die man nicht wirklich viel können muß.
Ihr seid ja an langfristigen Mitarbeitern interessiert und habt nicht wirklich viele Stellen für ungelernte Einfachstarbeiter.
DragonSlayer hat geschrieben:
So ein Boykott bringt letzendlich ja auch nichts. Amazon ist viel zu groß und das Thema heutzutage garnicht so kontrovers. Amazon soll dann dafür bluten, wenn es tausende Firmen auch machen, die den Medien einfach nicht so ausgesetzt sind?
Bluten? Ich möchte nur wie bei "Inception" einen Gedanken in eure Hirne einbringen, der sich vielleicht so entwickelt, wie ich es gerne hätte, aber zumindest will ich zum Nachdenken anregen. Natürlich will ich nicht Amazon als einzelnen Buhmann hinstellen, es gibt genug andere Firmen, leider ist der Amazonfall aktuell puplik beworden, während ich von anderen Firmen keine aktuellen Informationen vorliegen habe.
Amazon würde hierdurch in Deutschland in der 10. Nachkommastelle eine 3 statts einer 4 auf der Jahresversammlung präsentieren, verbluten würde das Unternehmen hoffentlich nicht.
Ich sehe in dieser Praxis langfristig einen kompletten Moralverfall in der Wirtschaft und die totale Ausbeutung schlecht ausgebildeter Menschen.
Obwohl ich dieses Problem selber nicht zu befürchten haben sollte und auch meine Freundin Akademikerin ist (bzw. wird), kann es ja passieren, dass meine eigenen Kinder mal echte Hohlköpfe werden (trotz aller elterlichen Bemühungen kann sowas passieren) und am Ende bei Geiz ist Geil Discountern für einen Hungerlohn ausgebeutet werden.
In der Elektrobranche gab es bis 2004 einen Mindestlohn, danach für einige Jahre nicht mehr, mittlerweile gilt er wieder. In der Zeit mit und ohne Mindestlohn gab es nach wissenschaftl. und wirtschaftl. Untersuchungen keine Auswirkungen auf die Bilanzen der Elektrofirmen, nur die Mitarbeiter haben in der Mindestlohnzeit mehr Geld bekommen.
So wird es auch in den anderen Branchen sein. Es täte niemanden weh, auch einfach gestrickte Mitbürger fair zu behandeln. Und gerade dieser Teil kauft freudig ohne zuviel nachzudenken die teuren Markenprodukte und Elektroschrottartikel ein, sorgt also für mehr Umsatz in den Kassen, während die bessergebildeteten auch mehr sparen.
Und es gab doch in der Vergangenheit zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Boykotte durch Verbraucher wie eben Schlecker, McDonalds, Lidl, Shell.
DragonSlayer hat geschrieben:
Und zwei Wochen kostenlose Probearbeit sind sicher alles andere als "Sklavenarbeit". Wie Francis schon sagte. Wer sich nicht dumm anstellt kann sicher auch schon vor Ablauf der Frist eine Zusage bekommen. War bei mir ja auch nicht anders, als ich mich zur Ausbildung hier beworben habe. Eigentlich war die Stelle schon besetzt, aber ein Praktikum könnte ich ja trotzdem machen. Nach der Woche hatte ich einen Ausbildungsvertrag in meiner Hand.
wie bereits geschrieben stimmt es für komplexe Tätigkeiten und Unternehmen mit fairer Mitarbeiterpolitik.
Die meisten dieser gut ausgebildeten kostenlosen Probearbeiter beziehen vielleicht nicht mal Sozialleistungen in dieser Zeit und finanzieren sich mit Erspartem.
DragonSlayer hat geschrieben:
Wenn Amazon die Leute zwei Wochen probearbeiten lassen würde und danach direkt wieder gehen lassen, damit die nächste kostenlose Arbeitskraft antraben kann würde das Thema in den Median ganz anders diskutiert werden.
Sie machen es nach ca. 8 Wochen, wenn das Weihnachtsgeschäft vorbei ist. Und wenn du jetzt 2 Wochen kostenlos auf 6 Wochen bezahlt bei insgesamt 8 Wochen Beschäftigungsverhältnis ins Verhältnis nimmst, arbeiten die Leute dort ein Viertel ihrer gesamten Zeit umsonst.
Wieso dies noch nicht staatl. unterbunden wurde?
Weil sich so die Arbeitslosenzahlen temporär wieder schön niedrig medienwirksam präsentieren lassen.