Aamzon läßt neue Mitarbeiter 2 Wochen umsonst "probearbeiten

[Cali]

ist doch traurig oder?

[king-pat]

sehr traurig ... aber leider nicht der einzige Bereich wo das so ist

Wer geht von Euch zu einem Billigfrisör wo man für 10 Euro die Haare geschnitten bekommt?
Der Preis existiert auch nur weil die Mitarbeiter ausgebeutet werden. Den Tariflohn, der eh schon niedrig ist, wird nicht bezahlt, dafür dürfen die meist frisch ausgelernten Kräfte dann zum Teil 60-70 Stunden arbeiten ... ohne Überstundenvergütung natürlich.
Meine Cousine war bei einer großen Kette als Salonleitung angestellt und hat nach zwei Monaten gekündigt weil sie es nicht ertragen hat den Druck an die Mitarbeiter weiterzugeben.
Da war eine alleinerziehende Mutter angestellt, die hat sich die Reste vom Mittagessen der anderen Kolleginen mitgenommen weil sie nicht genug Geld für Abendessen hatte. Und das bei einem 10-Stundentag mit 6 Tagen die Woche. An "freien Tagen" waren dann Seminare oder es sollten Flyer verteilt werden.

Wenn die Mitarbeiter dann nach ein paar Monaten total fertig sind werden sie eben gekündigt, sofern nicht eh der Vertrag ausläuft.

[Francis]

ist doch traurig oder?

genaugenommen ein Armutszeugnis für die Arbeitswelt.

[Cali]

Ich habe das Glück, soviel zu verdienen bzw. so wenig Ausgaben zu haben, dass ich es mir leisten kann, bestimmte Firmen und Produkte zu meiden.

Meine Hoffnung ist, dass den Firmen selbst so hohe Kosten durch die starke Fluktuation, Krankheitstage und Verdienstausfall durch den schlechten Ruf entstehen, dass sie den Vorteil von fairen Beschäftigungsverhältnissen erkennen.

Es muss ja nicht gleich immer ein überdurchschnittlicher Verdienst sein, wichtiger finde ich Sicherheit, keine Überlastung und Sozialleistungen wie Übernahme der ÖV-Monatskarte etc.

Da war eine alleinerziehende Mutter angestellt, die hat sich die Reste vom Mittagessen der anderen Kolleginen mitgenommen weil sie nicht genug Geld für Abendessen hatte. Und das bei einem 10-Stundentag mit 6 Tagen die Woche. An "freien Tagen" waren dann Seminare oder es sollten Flyer verteilt werden.

Die wird doch hoffentlich Kindergeld bekommen? Hat sie vielleicht die Essenreste eher mitgenommen, um sich bald den Flat-Screen 46 Zoll TV leisten zu können oder den gesperrten Vodafone Vertrag wieder auszulösen?

Ich nehme selbst heute ab und an am Abend nach Meetings übrig gebliebene belegte Brötchen, Brezeln und andere Reste mit, einfach damit sie nicht weggeworfen werden müssen.

Ich hoffe, dass in Deutschland keiner mehr Hunger leiden muß (außer Obdachlose, die auch die Sozialleistungen kriegen würden, wenn sie sich dafür an bestimmte Auflagen halten würden).



Ich gehe nicht zu 10€ Frisören, kaufe möglichst nie bei Discountern ein, gehe nicht in 1€ Läden, A.T.U. und meide generell Alles, was mir komisch erscheint, also wenn z.B. alle paar Wochen neue Leute in einem Shop sind deutet dies auch auf beschissene Arbeitsverhältnisse hin usw.

aber

dieses selektive Konsumieren kostet auch wesentlich mehr Geld, ich habe kein Ei-Phon und kein schickes Auto, keine große Wohnung und keine monatlich laufenden Verträge (Sky,Handy etc.)
und es kostet auch mehr Zeit, da man nicht immer Spontankäufe tätigen kann sondern erstmal nachschauen muss, ob der jeweilige Laden sauber ist, aber dafür werde ich definitiv entschädigt.

Schlimm ist es im Elektrobereich, wo man heute keine in der EU produzierten Geräte mehr bekommt, also keine Alternative mehr hat (Handies, TV, Unterhaltungselektronik allgemein, Computer etc.).

[king-pat]

von 154 Euro im Monat ein Kind ernähren? die Realität sieht leider anders aus...

es war sicher nicht wegen einem Flat-TV denke es ist auch ein Unterschied ob man belegte Brötchen vom Tablett oder ne halb gegessene Käsestange und abgelaufenes Brot aus dem Mülleimer mitnimmt.
Es gab damals für die neuen Kräfte etwa 650 Euro netto + 308 Euro Kindergeld (2 Kinder), kein Unterhalt vom Vater ...
Schon wenn man die billigste 3-Zimmer-Wohnung nimmt bleibt da nicht wirklich viel übrig.

Ich geb Dir recht wenn Du sagst dass niemand mehr hungern muss. Es gibt Unterstützung für jeden, es gibt die Tafeln etc. etc.
Aber da muss man auch über seinen Schatten springen und sich selbst als bedürftig sehen und diese Hilfe in Anspruch nehmen.
Gerade wenn man ja eigentlich voll arbeitet und nicht auf Hilfe angewiesen sein sollte ist das ein großer Schritt und kostet eine Menge Selbstachtung.

[Cali]

wenn man die 154 nur in Essen fürs Kind stecken würde...
Man muß halt auf die 3 Zimmer verzichten und die Kinder sich eins teilen.
Ich sag nicht, dass es schön ist, aber bei den Lebensmittelpreisen aktuell kann man sich fettleibig fressen, auch wenn man nur von Arbeitslosengeld leben muß.

Aber wie du schon sagst, man sollte für einen Vollzeitjob ausreichend bezahlt werden.

[DragonSlayer]

Aber da muss man auch über seinen Schatten springen und sich selbst als bedürftig sehen und diese Hilfe in Anspruch nehmen.

Bevor ich aus einem Mülleimer essen würde, würde ich jede Hilfe entgegen nehmen...

[Cali]

Nachdem ich über Amazon gemeckert habe, hier mal ein positiver Bericht:

Ein neues Lager in Pforzheim soll 1000 Arbeitsplätze für Geringqualifizierte sowie 2000 saisonale Arbeitsplätze bieten:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... c2e07.html

[DragonSlayer]

Warte ab. Sie schaffen Arbeitsplätze in der Stadt mit der höchsten Anzahl an Arbeitslosen in Baden-Württemberg. Vielleicht sieht Amazon hier eine Chance Leute, die für jeden Job dankbar wären, mit sehr niedrigen Löhnen auszubeuten? Ich will den Teufel ja nicht an die Wand malen...
Bei ca. 4400 Arbeitslosen 1000 neue Arbeitslose schaffen würde die Quote jedoch um ca. ein Drittel verringert. Auf jeden Fall ist es schonmal ein guter Anfang. Hoffen wir nur noch, dass diese 1000 Leute dann auch fair bezahlt werden.

[Cali]

Schön zu sehen, dass du kritisch bist, dachte schon du wärst ein Amazon Großaktionär

Von den knapp 4000 Arbeitslosen wäre es laut Arbeitsagentur auch nicht einfach, 1000 für einen einfachen Lagershop bei Aamzon zu vermitteln, da die Leute selbst für diesen niedrigqualifizierten Job erst ordentlich vorbereitet werden müssen usw.

"Echte Herausforderung"

Die Vermittlung dieser Arbeitskräfte, aber auch des qualifizierten Führungspersonals und IT-Experten werde eine „echte Herausforderung“, sagt der Chef der Arbeitsagentur [...]Auch warnt er vor allzu großer Euphorie. Nicht jeder der 1527 Langzeitarbeitlosen in Pforzheim sei sofort einsatzbereit. Viele hätten wegen ihrer Familiensituation oder gesundheitlicher Probleme Handicaps oder bedürften der Unterstützung. Reiber überlegt deshalb, ob er einen Teil des Eingliederungsbudgets reserviert für eine Qualifizierungsmaßnahme für 100 Personen als IHK-geprüfte Lagerfachkräfte.

Lassen wir uns überraschen.